Entstehungsgeschichte

 

Das sich der Besucher heute in einer interessanten, vielgestaltigen Landschaft und Natur aufhalten kann, verdankt er der Tatsache, dass sich bis in die 1960er Jahre hinein das nördlichste Eisenerzbergwerk Deutschlands in den Dammer Bergen befand. Der Abbau des Erzes unter Tage hat natürlich auch über Tage seine Spuren hinterlassen, die bis heute noch nicht vernarbt sind. Dem Bergsee und dem Kleinen Klärteich kann man jetzt nur noch an wenigen Stellen ansehen, dass sie nicht natürlichen Ursprunges sind, wie z. B. an den Deichen an den jeweiligen Südseiten der Gewässer. Auch die Abraumhalde zeugt noch heute von der Arbeit der Kumpel.

Im Gebiet um Damme begannen 1937/38 Bohrarbeiten, die zunächst von der Gesellschaft zur Untersuchung Deutscher Eisenerzlagerstätten mbH mit Sitz in Essen und später vom so genannten Damme-Konsortium weiterverfolgt wurden. In Damme handelte es sich um eine Trümmererzlagerstätte von 1 - 6 m Mächtigkeit.

Mit dem eigentlichen Abbau des Eisenerzes wurde erst nach Kriegsende im Jahre 1948 begonnen. Der Betrieb wurde, nachdem er im Jahre 1963 in eine GmbH umgewandelt wurde, am 31. März 1967 geschlossen. Über 900 Bergleute und Angestellte verloren ihre Arbeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In dieser Zeit wurden bis zu 550 Tonnen Erz täglich abgebaut. Aufgrund der großen Verunreinigungen lag der Erzgehalt bei 25 %. Um diesen Gehalt im Verhältnis zu erhöhen begann man damit, das Erz durch Waschen aufzubereiten. Das dabei entstehende Gemisch aus Wasser, Steinen und Tonen wurde über Rohrleitungen in angelegte Klärteiche geleitet. Hier kam das Wasser zur Ruhe, die Steine, Tone und Sande setzten sich. An der Teichoberfläche wurde dann das Wasser zur erneuten Erzwäsche abgepumpt.

So entstanden von 1948-1952 der Kleine Klärteich und von 1952-1967 der Große Klärteich, der heute den Namen "Bergsee" trägt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die halboffene Landschaft in den Dammer Bergen zog bereits ab Mitte der 1970er Jahre die ersten Wanderer und Naherholungssuchenden an. Im Laufe der Zeit eroberte sich aber die Natur immer mehr des verlorenen Terrains zurück. Die Beliebtheit des Gebietes nahm stetig zu.

Mit dem Aufkommen von Trendsportarten wie Jogging, später Walking und Mountainbikes, wurde die Region immer stärker frequentiert. Für die große Zahl an geschützten Tier- und Pflanzenarten mussten Statuten zum Schutz vor Ort geschaffen werden.

 

 

 

 

 

Die Abraumhalde, die sich nördlich des Bergsees befindet, entstand schon früher. An diesem Platz wurde das taube Gestein, welches beim Vortrieb der Stollen zu Tage befördert wurde, abgelagert. Auch auf dem Zechengelände wurde so ein Niveauausgleich durchgeführt.

 

 

 

 

Nachdem 1967 der Betrieb des Erzbergbaus eingestellt wurde veränderte sich auf dem Gelände kaum etwas. Erst 1971 wurde der Förderturm demontiert. Im Umfeld der Gewässer, vor allem aber am Bergsee, wurden auf Initiative des Landkreises Vechta 1974-75 erste Aufforstungen und Anpflanzungen durchgeführt. So kamen die standortuntypischen Gehölze wie Liguster, Grünerle, Wolliger Schneeball und andere in das Gebiet. Sie entwickelten sich prächtig und sind heute zu einem dichten Gehölzsaum auf der Südseite des Bergsees zusammengewachsen.

Die Halde veränderte sich äußerlich bis zum Ende der 1970er Jahre kaum. Der Boden bot nur sehr wenigen Pflanzenarten die richtigen Bedingungen. So wurden deshalb Birkensamen ausgebracht. Diese keimten aber nur sehr spärlich aufgrund des Phosphatmangels im Boden. Erst seit Ende der 1980er Jahre konnte sich ein kleiner Birkenwald am Nordrand der Halde ausbilden. Dieser ist heute Heimat des Kleinen Wintergrüns oder der Breitblättrigen Stendelwurz.

 

 

 

 

 

 

 

 

Inzwischen hatten Botaniker wie Johannes Wagner und Paul Olberding die Bedeutung des Areales für den Artenschutz erkannt. Sie verzeichneten in ihren Archiven die pflanzenkundliche Entwicklung akribisch auf. Heute lassen sich aus diesen Listen die Besiedlungsgeschichten für eine Vielzahl seltener Pflanzenarten nachlesen.

Das wichtigste Jahr für die Ausweisung des Naturschutzgebietes "Dammer Bergsee" war 1991. Seinerzeit beabsichtigte der Landkreis Vechta, das tonige Material der Abraumhalde als Abdichtung der Mülldeponie Tonnenmoor bei Vechta zu verwenden. Das Gelände wurde gekauft und mit der konkreten Planung des Abtrages begonnen. Bodenuntersuchungen wurden durchgeführt, um die Eignung des Materiales zu prüfen.

Hier begann nun der Widerstand des Naturschutzbundes, Kreisgruppe Vechta, der sich kurz zuvor im Landkreis gegründet hatte. Wieder waren es vor allem Paul Olberding und Johannes Wagner, später auch Torsten Laumann, die sich vehement für den Erhalt der Abraumhalde und für die Einrichtung eines Naturschutzgebietes am Dammer Bergsee stark machten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor allem in der lokalen Presse, siehe Ausschnitt rechts, wurde ein regelrechter Zeitungskrieg ausgetragen, der sich über fast 2 Jahre hinzog, ehe die damalige Bezirksregierung durch eine Verfügung die Abraumhalde vorläufig unter Schutz stellte.

Am 21.04.1995 wurde endgültig das NSG "Dammer Bergsee" in den heutigen Grenzen ausgewiesen. Damit wurde ein Areal unter Schutz gestellt, welches hinsichtlich seiner Flora, in Niedersachsen einmalig ist. Die Bedeutung wurde durch die Erfassungen für den Pflege- und Entwicklungsplan nochmals besonders herausgestellt.

Heute ist das Naturschutzgebiet beliebter als je zuvor. Vor allem an schönen Tagen an den Wochenenden ist der Bergsee ein Magnet für Spaziergänger, Sportler und Naturliebhaber.